Die Harfe in Lateinamerika

Missionsharfe Santa Ana

Mit den spanischen Eroberern gelangte die im 16.Jahrhundert Arpa Republicana
in Spanien sehr populäre Renaissance-Harfe nach Lateinamerika. Aus ihr entstanden verschiedene Harfenformen. Ein Produkt der Kolonialzeit ist die Arpa Republicana, deren Bauweise wohl vor allem bei der Andenharfe eine Rolle gespielt hat. Die heute in Paraguay gespielte Harfe geht auf einen Harfentyp zurück, der in den jesuitischen Missionen im Osten Boliviens, Paraguay und angrenzenden Gebieten Argentiniens und Brasiliens gebräuchlich war.




Andenharfe: Rosauro Medina (Peru)In Ecuador und Peru entstand die Andenharfe: Während die Harfe in der Südhälfte Perus in Cuzco, Ayacucho und Huancayo traditionell mit Darmsaiten bespannt wird, werden in Cajamarca (im Norden Perus) und in Imbabura (Ecuador) Metallsaiten verwendet. Sie wird sowohl als Soloinstrument als auch im Ensemble mit Kenas (indianische Schilfrohrflöte), Violinen, Mandolinen und Gitarren ingesetzt. Bei Prozessionen in der Region von Cuzco wird sie mit dem Bogen augf die Schulter gestützt und kopfüber gespielt! Diese Musik hat uns zu unserer Komposition Procesion andina (CD Ritmo y Fantasía) inspiriert.







Arpa Llanera: Eudes Alvarez (Venezuela)Die Arpa Llanera, einer in den tropischen Tiefebenen Kolumbiens und Venezuelas gespielten Harfenform hört man im Ensemble mit den Maracas (Kalebassen) und dem Cuatro, einer kleinen viersaitigen Gitarre. Besonders die Joropos, eine aus der altspanischen Jarabe entstandenen Musikform, sind rhythmisch sehr komplex und erfordern vom Harfenisten eine völlige rhythmische Unabhängigkeit beider Hände. Man begegnet der Arpa Llanera auch heute noch ständig in TV und Radio in Venezuela. Besonders die Sänger dieser Musikrichtung haben in Venezuela Kultstatus. Beispiele für Musica Llanera findet man auf unserer CD Ritmo y Fantasía mit den Titeln El Cimarón und El Gavilán.







Fiesta Parguaya Sowohl bau- als auch spieltechnisch am weitesten entwickelt ist die paraguayischen Harfe, die auch in den angrenzenden Gebieten Corrientes und Misiones in Argentinien Tradition hat. Ihre Form geht zurück auf den Einfluß der jesuitischen Missionen in dieser Region. Ursprünglich mit Darmsaiten bespannt, werden heute auschließlich Nylonsaiten verwendet. Der Kreativität paraguayischer Instrumentenbauer ist es zu verdanken, dass die paraguayische Harfe in den letzten 30 Jahren eine Entwicklung zu einem in Klangfülle und Brillanz einzigartigem Instrument vollzogen hat. Das wohl bekannteste Instrumentalstück Pajaro Campana ist in einem eigenen Arrangement auf unserer CD Ritmo y Fantasía zu hören. In Paraguay ist auch heute die Harfe wichtiger Bestandteil einer lebendigen Tradition. Sie wurde in den 60er und 70er Jahren von der weltberühmten Gruppe "Los Paraguayos" in Europa bekannt gemacht.

In Paraguay wie in Venezuela sind Harfenisten nicht nur Interpreten, sondern Komponisten. Jeder hat seinen Stil, traditionelle Musik oder Kompositionen zu arrangieren. Zu den Altmeistern zählen in Venezuela Juan Vincente Torrealba und Indio Figueredo, in Paraguay Felix Perez Cardozo und Digno García. In der letzten Zeit haben vor allem Carlos Orozco aus Venezuela bzw. Nicolás Caballero und Ismael Ledesma aus Paraguay sowohl die Spieltechnik als auch die Interpretationsweise weiterentwickelt. Typisch für die Harfenmusik Lateinamerikas sind die synkopierten Bassstimmen, die rhythmisch völlig unabhängig von der improvisierten Melodiestimme gespielt werden. Hinzu kommen ausgefeilte Glissando- und Dämpftechniken.

Conjunto Sotavento, Veracruz (México)In Mittelamerika findet man die Harfe vorwiegend in der Gegend der mexikanischen Hafenstadt Veracruz als Arpa Jarocha und im mexikanischen Bundesstaat Michoacan. In México wird die Harfe immer im Ensemble mit anderen Saiteninstrumenten als Gesangsbegleitung gespielt. Live kann man die Música Jarocha am besten auf dem Zócalo im historischen Zentrum von Veracruz genießen. Der Welthit La Bamba stammt übrigens aus Veracruz.

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